Gefälschte Pharmazeutika

Im Rahmen einer Studie über „Entwicklungen im Handel mit gefälschten und unerlaubt hergestellten Waren“ des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurde der Wert von gefälschten und weltweit gehandelten Medikamenten auf bis zu 4,03 Milliarden Euro geschätzt. Insbesondere sind Antibiotika, Lifestyle-Medikamente und Schmerzmittel fälschungsgefährdet. Auch Arzneimittel, wie etwa zur Behandlung von Krebs und Diabetes, Medizin gegen Malaria, lokale Betäubungsmittel, Herzmittel und HIV-Medikamente werden regelmäßig von Zollbehörden beschlagnahmt.

Begünstigt wird der Handel mit gefälschten Medikamenten dadurch, dass diese zunehmend in kleinen Päckchen oder Briefen versandt werden, was den Zollbehörden die Aufdeckung erschwert. Im Zeitraum 2014-2016 entfielen 96% aller Beschlagnahmungen von gefälschten Pharmazeutika auf Post- und Paketdienstzustellungen. Der Exekutivdirektor des EUIPO, Christian Archambeau, erklärt dazu:

Gefälschte Pharmazeutika gefährden nicht nur die Gesundheit, sondern können lebensgefährlich sein. Gelangen Sie, wie es oft der Fall ist, per Internetbestellung und als Päckchen in die EU, erschwert dies die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden. Die Bekämpfung dieses Problems erfordert eine noch stärkere Koordinierung auf nationaler und EU-Ebene, aber auch Maßnahmen im globalen Maßstab.

Indien und China sind die größten Hersteller gefälschter Pharmazeutika weltweit. Singapur und Hongkong scheinen die wichtigsten Transitpunkte in der Lieferkette für gefälschte Pharmazeutika zu sein.

Insbesondere Unternehmen und Geschäftsbereiche mit Sitz in OECD-Ländern, wie beispielsweise den USA, Deutschland, Frankreich, Österreich und dem Vereinigten Königreich sowie der Schweiz leiden unter gefälschten Pharmazeutika und der Produktpiraterie.

Pressemitteilung des EUIPO vom 23. März 2020 und Kammerrundschreiben 3/20

30. Juni 2020
Vanessa Bockhorni
Patentanwältin